Evangelische Kirche A.B. in Slowenien

Gornji Slaveči, 25. Mai 2019

Evangelisch in Slowenien

Von dem Kirchendistrikt Diesseits der Donau der Evangelischen Kirche A.B. in Ungarn und der Evangelischen Superintendentur Wien der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich  zu der Evangelischen Kirche A.B. in Slowenien


Im Herzogtum Krain hatte die evangelische Kirche ihre Anfänge im 16. Jahrhundert, als der slowenische Reformator Primož Trubar als Erster Martin Luthers Katechismus sowie Teile des Neuen Testaments ins Slowenische übersetzte. Kurz darauf übersetzte Jurij Dalmatin die gesamte Bibel, die daraufhin in den protestantischen Kirchen verwendet wurde.

In den 1530er Jahren predigte Primož Trubar am katholischen Laibacher Dom St. Nikolai, wo er in seinen Predigten in slowenischer Sprache zunehmend protestantisches Gedankengut zum Ausdruck brachte. Ein weiterer protestantisch orientierter Prediger an dieser Kirche war Paul Wiener, der aber auf Deutsch predigte. Diese Predigten standen im Gegensatz zur papsttreuen Ausrichtung des Bistums Laibach. 1540 musste Trubar nach Triest wechseln. 1547 wurde er von Bischof Urban Textor exkommuniziert und musste nach Nürnberg fliehen, von wo er nach Rothenburg ob der Tauberzog. Dort übersetzte er den Katechismus ins Slowenische, der 1550 in Tübingen veröffentlicht wurde. Paul Wiener wurde dagegen gezwungen, ins Exil nach Siebenbürgen zu gehen.

Auch Jurij Dalmatin, der nach Abschluss seines Studiums der evangelischen Theologie in Tübingen als protestantischer Pfarrer in VigaunSankt Kanzian in Oberkrain und Laibach arbeitete, musste seine Bücher in Deutschland drucken lassen. Zur Übersetzung der Bibel ins Slowenische soll er sich unter dem Schutz von Herbard VIII. von Auersperg auf Schloss Auersperg in Unterkrain aufgehalten haben. Um eine Druckerei zu finden, ging er im Oktober 1580 nach Graz und Klagenfurt. Die Bibelübersetzung kam 1584 in Wittenberg heraus. In den folgenden Jahren wurden seine slowenischen Bibeln in Fässern versteckt nach Krain geschafft.

Die Reformation breitete sich schnell im damaligen slowenischen Sprachraum aus. Sie fand insbesondere beim Adel und Bürgertum Anhänger, wobei z. B. in Cilli etwa 99 % der Stadbevölkerung evangelisch wurde.  

Da der Erzherzog von Österreich keine protestantischen Kirchen in den Städten duldete, errichteten die protestantischen Stände in Scharfenau bei Sachsenfeldeine prächtige Kirche, deren Bau von 1582 bis 1589 dauerte. Im Zuge der Gegenreformation ließ der spätere Kaiser, der österreichische Erzherzog Ferdinand, diese Kirche am 19./20. Januar 1600 sprengen und stattdessenein Kapuzinerkloster in Cilli errichten. Bereits in einem Bericht von 1600 war die Kirche in Scharfenau dem Erdboden gleichgemacht und nicht mehr auffindbar; trotzdem blieb die Erinnerung an die Protestanten bis ins 20. Jahrhundert lebendig.

Durch die Gegenreformation wurde der Protestantismus vollkommen unterdrückt. Amtsträger der evangelischen Kirche, darunter auch Primož Trubar, flohen in protestantische Gebiete Deutschlands. Lediglich in Ungarn, zu dem die slowenischsprachigen Gebiete Prekmurje gehörten, konnten zwei evangelische Gemeinden überleben, Surd und Nemescsó (Tschobing). Auf Grund des Toleranzpatents von 1781 konnten einige neue slowenischsprachige evangelische Gemeinden in Ungarn entstehen (István KüzmicsMihály Bakos).

Im 19. Jahrhundert gründeten deutschsprachige Zuwanderer neue evangelische Gemeinden in LaibachCilli und Marburg an der Drau. Nach dem Zweiten Weltkrieg war evangelisches Gemeindeleben in diesen Städten zunächst nicht mehr möglich. Erst in den 1950er Jahren gestatteten die jugoslawischen Behörden die neuerliche Öffnung der evangelischen Kirchen in Ljubljana und Maribor. Heute sind die meisten Mitglieder dieser Gemeinden Zuwanderer aus Prekmurje und deren Nachkommen.

Die heutige Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Slowenien wurde auf der Grundlage eines Statuts von 1977 neu organisiert und ist Mitglied im Lutherischen Weltbund sowie in der ökumenischen Konferenz Europäischer Kirchen.

 

Text: wikipedia.org

 

Foto: Kuperfstich 1578 Primoz Trubar

Frida Kovač

* 1908 Leoben, Steiermark 

+ 1996 Maribor (Marburg an der Drau), Slowenien

Frida Kovac war eine Pfarrfrau und Dichterin, die selbstverständlich die Sprachen ihrer Region Prekmurje sprach und in ihnen schrieb. 


Frida Kovač wird am 8. Dezember 1908 in Leoben als einziges Kind von Julius Kovač, einem Österreicher, und Katharina Fichtmüller, die aus dem Übermurgebiet stammt,  geboren. Der Vater ist als Ingenieur auf dem gesamten Gebiet von Österreich-Ungarn tätig, was der Familie ein bequemes Leben ermöglicht. Nach dem zu frühen Tod des Vaters verliert die Mutter durch die Geldentwertung unheimich viel an Vermögen. Ihren Traum vom Medizinstudium muss Frida aufgeben. Sie absolviert eine Handelsschule und findet für kurze Zeit eine Anstellung in Graz. Obwohl die Familie in Österreich lebt, pflegt sie Kontakte zum Übermurgebiet, insbesondere zu der Familie des evangelichen Pfarrers Štefan Kovač in Olsnitz. Bei Besuchen befreundet sich Frida mit dessen Sohn Karl Zoltan Kovač, der ebenfalls Pfarrer in der neu gegründeten Kirchengemeinde Gornji Slaveči ist. Die beiden heiraten 1927. So wird sie Teil einer Familie, die sowohl das Leben der Evangelischen der Region als auch ihr eigenes Leben stark beeinflusst. 1928 freut sie sich über die Geburt ihres Sohnes Helmut. Im neuen Zuhause im Dorf Gornji Slaveči erlebt die an das städtische Leben gewöhnte Frida einen Schock. Die Situation ist um so schlimmer, da es in der neu gegründeten Kirchengemeinde weder ein Pfarrhaus noch eine Kirche gibt. So lebt sie mit ihrem Mann zuerst in einer bescheidenen Mietwohnung. Doch trotz des anfänglichen Schocks gewöhnt sich Frida schnell an das einfache Leben und lernt es lieben. Durch ihre  Zugänglichkeit, Offenheit, Belesenheit und ständige Hilfsbereitschaft gewinnt sie bei den  Leuten schnell an Vertrauen und sie zollen ihr großen Respekt. Als Pfarrfrau ist Frida Kovač in der Gemeinde äußerst aktiv. Sie gründet und leitet den Frauenverein. Mit Kindern und Jugendlichen übt sie Krippenspiele und andere Stücke ein, die sie selbst verfasst. Einige Zeit ist sie sogar Kantorin. Sie wirkt im sozialen Bereich. Unmittelbar nach dem Kriegsende ist Frieda Tag und Nacht im Gemeindeamt tätig und hilft die ersten offiziellen Maßnahmen einzuleiten. Mit ihrer Hilfe wird das Rote Kreuz neu organisiert; bis 1976 wirkt sie als Sekretärin dieser Organisation und ist bis zu ihrem Umzug nach Marburg an der Drau auch ihre Vorsitzende.Ihre größte Aufgabe sieht sie im Schreiben. Zu Beginn sind es kurze Artikel, Prosawerke und Lieder, die sie in Düševni list/Evangelisches Blatt, im Evangelischen Kalender oder sonstwo veröffentlicht. Später verfasst sie Novellen, Dramen und sogar drei Romane. Sie schreibt in vier Sprachen, auf Deutsch, in der regionalen Sprache des Übermurgebiets, auf Ungarisch und Slowenisch. Ihre etwa 300 Werke sind bei den einfachen Leuten der Region, wie auch bei evangelischen Gläubigen beliebt. Man fühlte sich von den Themen angesprochen. Auf diese Weise führt Frida Kovač ihre Leser zu Gott und zu ihrer Kirche. Nach dem Eintritt ihres Mannes in den Ruhestand ziehen die Eheleute zu der Familie des Sohnes nach Marburg. Obwohl Frida nicht mehr im Übermurgebiet lebt, pflegt sie durch ihre literarischen Werke, die sie bis zu ihrem hohen Alter schreibt, Kontakt zu den Gläubigen. Sehr gerne besucht sie auch Graz, wo sie ihre Jugend verbracht hatte. Frida Kovač überlebt ihren Mann um 13 Jahre. Sie stirbt am 8. Juni 1996 in Marburg, wo sie auch begraben liegt.

Foto: Familienarchiv

Der Unterschied zwischen Vüzen und Velika noč

Diesen Unterschied kennt sicher nur ein sehr gewiefter Philologe. Aber auch das „Gesicht“ der Evangelischen Kirche A.B. in Slowenien kannte ihn nur zu gut. Denn sie, Frida Kovac, war in Prekmurje, dem Übermurgebiet beheimatet. Und da gibt es einen eigenen Dialekt, ja von einer eigenen Sprache ist die Rede, da 50% der Worte anders sind als im Slowenischen. Als Schriftstellerin nutzte Frida Kovac diese dritte Sprache, neben Deutsch und Slowenisch. 


Die Vielsprachigkeit belebte auch das Treffen an diesem frühsommerlichen Nachmittag in und um die Kirche von Gornji Slaveci, die Frida Kovacs Ehemann von Grund auf aufgebaut hat. Sie, die Bürgerstochter aus Leoben hatte hier in der dörflichen Hügellandschaft, fern aller Verkehrswege ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Die Ausstellung hat Frida Kovac „nach Hause gebracht“, dorthin wo sie hingehört. Die Prekmurje selbst gehörte anders als die weiteren Regionen Sloweniens vor hundert Jahren nicht zu Österreich sondern zu Ungarn. Das erklärt auch die Kontinuität dieser Gemeinden aus der Reformationszeit bis heute.    

 

Gäste aus Österreich, Ungarn, Kroatien, Deutschland und Siebenbürgen – ja sogar der Landesbischof Geza Filo aus dem „fernen“ Ljubljana - waren am 25. Mai nachmittags bei diesem besonderen Heimkommen dabei. Die dörfliche – prekmurisch sprechende - Gemeinde versammelte sich zuverlässig und neugierig, obwohl die ganze Region just an dem Tag 100 Jahre slowenische Eigenstaatlichkeit feierte. In der Kirche begann ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Gastgeber stimmten ein mit ihrem Kinderchor. Nach einer Begrüßung durch die Ortspfarrerin Simona Prosic, erzählte Gregor Kovac über die kirchliche Geschichte der Region und Bischof Geza Filo über die Gegenwart dieser Kirche. Die Gäste wiederum kamen durch Bischof Reinhart Guib aus Hermannstadt zu Wort, der in die Ausstellung einführte. Danach standen die Gesichter der drei Kirchen, die sich im Prekmurischen Dreiländereck treffen, im Vordergrund: Österreich, Slowenien, Ungarn. Für Österreich stellte Superintendent Wolfgang Rehner aus Graz seinen Altbischof Dieter Knall vor. Simona Prosic brachte der Gemeinde ihre ehemalige Pfarrfrau Frida Kovac näher. Die Familie von Zoltan Csepregi aus Budapest berichtete über und sang zu Ehren von Piroska Csepregi, der Mutter und Großmutter. Nach dem Austausch von Gastgeschenken war zum Schluss wiederum die Gemeinde aus Gornji Slaveci dran, die mit einem liebevoll gestalteten Empfang vor dem Kirchenportal Gäste und Gemeindeglieder zusammen brachte. Die Sprachen waren dabei gemischt. Deutsch, Slowenisch, Ungarisch, Rumänisch, Sächsisch und eben Prekmurisch. Auch wenn nicht jeder, jede der Sprachen sprach, so waren die Gespräche getragen von der Freude der Begegnung und dem neugierigen Eintauchen in eine fremde Welt.  

Für diejenigen, die bis zum Schluss gelesen haben:  "Velika noc" ist die Bezeichnung des Osterfestes im schriftsprachlichen Slowenisch, „Vüzen“ heisst es im Prekmurischen.

 

Foto (privat) Die Kirche von Gornji Slaveci


Die Veranstaltung wird in Zusammen-arbeit mit der Evangelischen Kirche A.B. Slowenien und dem Deutschen Forum östliches Europa, Potsdam, durchgeführt. Zu den Unterstützern gehört die rumänische Botschaft Ljubljana



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