Von den Distrikten Diesseits und Jenseits der Donau der Evangelischen Kirche A.B. in Ungarn zu der Evangelischen Kirche A.B. in de Slowakei
Geschichte vor 1918 Schon kurz nach dem Beginn der Reformation kamen reformatorische Prediger auf das Gebiet der heutigen Slowakei (1521), den damaligen Oberungarn. Es begann eine schnelle Ausbreitung der neuen Art zu predigen. Das Zentrum der slowakischen Reformation war die Zips. Der Melanchtonschüler Leonhart Stöckel aus Bartfeld (Bardejov) war die treibende Kraft dafür, dass 1549 die erste, lutherisch geprägte Bekenntnisschrift (Confessio Pentapolitana) verfasst wurde. Unter seiner Anleitung wird auch das Schulwesen der Region reformiert. Auch das erste gedruckte Buch in slowakischer Sprache, 1581, ist Frucht der Reformation. Es ist Luthers Katechismus. Auf der Synode von Zilina (Sillein) konnte sich die Protestanten als Kirche strukturieren. Am Ende der Reformationszeit sind die meisten slowakischen und deutschen Protestanten Lutheraner, die ungarischen aber Calvinisten. Die Region selber gehörte seit Zusammenbruch des mittelalterlichen Ungarn zu dem habsburgischen königlichen Ungarn, so dass die Gefahr der Rekatholisierung da war. Das Land wir in den Sog der Türken- und Kuruzenkriege mit hineingezogen. Obwohl mit Juraj Turzo ein großer Förderer der Protestanten Palatin von Ungarn wird (1609), ist die Gegenreformation nicht aufzuhalten. In der Zeitspanne 1671 – 1681 entrissen habsburgische Truppen gewaltsam den protestantischen Gemeinden ihre Kirchen. 1674 verschickte ein Sondergericht Protestanten als Galeerensklaven. Doch durch die Erfolge der Kuruzen, besonders Thökölys, wurden durch die Ödenburger Artikel von 1681 den noch existierenden Protestanten erste, wenn auch minimale Rechte zugestanden. Es können die ersten, „Artikularkirchen“ gebaut werden. Aber erst durch das Toleranzpatent des Kaiser Josef II. wurde aber ein strukturiertes Eigenleben möglich. Ab 1848 folgte dann eine rechtliche Gleichstellung der Kirchen. Die Zusammensetzung der Evangelischen Kirche war multiethnisch, es gab slowakische, ungarische und deutsche Gemeinden. Doch durch die starken zentralen Magyarisierungstendenzen , besonders nach dem Ausgleich, wurden vor allem die deutschen Kirchengemeinden angegriffen. In den Schulen durfte nur auf Ungarisch unterrichtet werden. Die evangelischen Pfarrer gehörten zu den Trägern des slowakischen Nationalbewegung, die die Abtrennung von Ungarn vorantrieb: Ján Kollár, Michael Miloslav Hodza, Samo Chalupka.
Geschichte nach 1918 Am 28.10.1918 wurde die Tschechoslowakische Republik unter Masaryk - mit dem Placet des amerikanischen Präsidenten Wilson - ausgerufen. Ausgerufen. Nach der Gründung verbesserte sich die Lage und mit der Evangelischen Kirche A.B. in der Slowakei organisierten sich die Gemeinen des ehemaligen Oberungarns nun selbstständig. 1922 gaben sie sich eine eigene Verfassung. In der gesamten Republik herrschte eine minderheitenfreundliche Politik. Sie durften eigene Schulen, Vereine und Presse haben. Doch die deutschensprachigen Kirchengemeinden fühlten sich – besonders wegen den immer stärker werdenden nationalen Tendenzen – nicht wohl und verlangten 1938 die Gründung eines eigenen Kirchenkörper unter Zusammenschluss aller deutschen Gemeinden. Der Einfluss der „Deutschen Christen“ war deutlich sichtbar. Zu der „Deutschen Evangelischen Kirche A.B. in der Slowakei“ gehörten zu der Zeit 40.000 Mitglieder, die vorwiegen in Pressburg und dessen Umgebung, im Hauerland und in der Zips lebten Doch dieser Kirche sollte ein plötzliches Ende beschert sein, als aufgrund der Benesch-Dekrete 1945 alle Deutschen der Slowakei vertrieben wurden. In dieser Situation kam es zu großen und blutigen Tragödien. In Deutschland wurde 1946 das Hilfskomitee der Evang.Luth. Slowakeideutschen gegründet, welches sich um eine Integration der vertriebenen Evangelischen in die Gemeinden vor Ort bemühte. In der Slowakei selber hatte eine andere Leidenszeit begonnen. In der Zeit des Kommunismus wurde dann das kirchliche Leben auf die Gottesdienste beschränkt, jedes gesellschaftliches Engagement wurde verboten. Kirchliches Eigentum, mit Ausnahme von Kirchen und Pfarrhäusern wurde verstaatlicht. Das Spektrum von politischer Verfolgung und Inhaftierung von Christen war immer vorhanden. Der „Prager Frühling“ von 1968 brachte nur ein kurzes Aufleuchten in dunkler Zeit. Es war aber auch ein Frühling der Kirchen. Diese fühlten nach dem Niederschlag die internationale Solidarität der Christen. So gab der Ökumenische Rat der Kirche bekannt: „Wir unterstützten ihren gewaltlosen Widerstand gegen die erzwungene Wiedereinführung geistiger, intellektueller und sozialer Kontrollen, die für eine tapfere und mutige Nation unannehmbar sind.“ Nach der „samtenen Revolution, die die politische Wende brachte stellt die Spaltung der Tschechoslowakei in nunmehr zwei Staaten, einen tschechischen und einen slowakischen einen Meilenstein dar (1993).
Gegenwart Die Evangelische Kirche A.B. in der Slowakei zählt heute rund 370.000 Mitglieder und hat ihre organisatorische Basis in 329 Kirchengemeinden. Damit ist sie die zweitgrößte Kirchengemeinschaft des Landes. Geleitet wird die Kirche von einem Generalbischof. Dem zur Seite stehen die regionalen Bischöfe von Altsohl (Zvolen) und Eperies (Presov). In einer immer stärker werdenden sekularen Gesellschaft setzt sich die Kirche nicht nur in pastoraler Betreuung ein, sondern fördert auch das Bildungswesen. Sie unterhält Kindergärten, Schulen und Gymnasien. Die eigenen Theologen werden an der Evangelischen Theologischen Fakultät der Commenius Universität in Pressburg ausgebildet
Foto: "Große" Kirche Bratislava/Pressburg (ECAV)
* 1931 Český Tešín (Teschen), Tschechoslowakei
ThMgr. Ludmila Veselá geborene Plesnikova gehört zu den ersten Pfarrerinnen der Evangelischen Kirche A.B. in der Slowakei. An ihrem Leben lässt sich der kirchliche Alltag in der Slowakei verstehen.
Ludmila Veselá wird am 1. 6. 1931 in Český Tešín/Teschen (Schlesien) als zweites Kind ihrer Eltern geboren. Der Vater Ján Plesník ist Slowake und arbeitet als Zugführer. Die Mutter Helena kommt aus Tschechien. In der Heimatstadt besucht die Grundschule. Nach der Trennung der Slowakei von Tschechien im Herbst 1938 müssen sie aber wegen der Herkunft des Vaters in die Slowakei ziehen. Sie werden in Žilina/Sillein angesiedelt. Dort absolviert sie die fünf Klassen der Grundschule. Nach dem Abschluss der Grundschule geht sie auf das Mädchengymnasium, in dem sie 1950 das Abitur ablegt. Als Schülerin arbeitet sie in der örtlichen Kirchengemeinde mit, wo sie Kinder in der Sonntagsschule unterrichtet und an den Veranstaltungen in der Kirchengemeinde teilnimmt. Ursprünglich will sie Medizin studieren. Nach dem Abitur meldet sie sich aber zum Theologiestudium an der Evangelischen Theologischen Fakultät in Bratislava/Pressburg. Sie studiert Theologie mit dem Vorhaben Religionslehrerin zu werden. Da dieser Berufsgang abgeschafft wird und die Kirche die Frauenordination bewilligt, lässt sie sich als Vikarin ordinieren. Sie wirkt zuerst in Liptovský Mikuláš/Liptau-Sankt-Nikolaus, dann in Tisovec/Theißholz , wo sie drei Jahre als Senioratsvikarin arbeitet. Die dortige Kirchen-gemeinde wächst ihr besonders ans Herz. Hier heiratete sie 1957 ihren Mann Daniel Štefan Veselý. Ihre Tochter Lýdia wird 1958 geboren. Nach dem Mutterschaftsurlaub wirkt sie als Vikarin in der Gemeinde Rajec/Rajetz. Ihr Mann Daniel ist auch Theologiestudent, wird aber in den fünfziger Jahren durch das kommunistische Regime zwei Jahre inhaftiert. Als politischer Häftling darf er nicht mehr studieren. So arbeitet er als Traktorist und Mähdrescherfahrer. Sie erleben zusammen neun Jahre fruchtbares Wirken. Sie arbeiten mit Jugendlichen und wirken bei missionarischen Aktivitäten mit. Die Töchter Daniela und Katarina werden geboren. Im Jahr 1967 beendet auch ihr Mann sein Studium. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee zieht die Familie in die Hohe Tatra. Sie wird Pfarrerin der Gemeinde Matejovce in Poprad/Deutschendorf mit drei Filialgemeinden. Die Gebäude sind in einem desolaten Zustand. Die Gemeinde ist klein und besteht vor allem aus Senioren, die nur eingeschränkte Möglichkeiten haben. Es sind die, die nach der Umsiedlung der Deutschen übriggeblieben sind. Trotzdem wird vieles erreicht. Es werden die Glockentürme, die Pfarrhäuser und die Kirchen renoviert. Im Jahr 1970 wird die vierte Tochter Eva geboren. Nach der Wende zieht die Familie nach Bratislava/Pressburg um. Sie wird Pfarrerin für die Große Kirche auf der Panenská Straße, deren Dachstuhl in sehr schlechtem Zustand ist. Nachdem die Finanzierung durch entsprechende Unterstützungen gesichert wird, beginnt die Sanierung. Sie gibt Religions- und Konfirmandenunterricht, besucht Menschen, leitet Gottesdienste, Beerdigungen, Taufen und Trauungen. Seit 2002 ist sie im Ruhestand. Sie hat große Freude an ihren Töchtern, die alle in der Kirche aktiv sind und an ihren acht Enkelkindern.
Foto: Archiv ECAV
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Foto: Stefan Bichler
Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche A.B. in der Slowakei, sowie dem Deutschen Kulturforum östliches Europa durchgeführt.