Die Biographie des Theologen Paul Wiener zeigt in deutlicher Weise, welche politischen, sozialen und kirchlichen Kräfte im 16. Jahrhundert in Europa am Werk waren. Geboren 1495 in Laibach in der Krain. Es war eine Provinz welche einige Jahre zuvor an Habsburg gefallen war. Er studiert demzufolge in Wien. Danach kehrt er als Domherr in einen Landstrich zurück, welcher unter dem Druck der Türken, der feudalen Ausbeutung und den Bauernrevolten litt. Die Reformation und die Inquisition prägen mit. Paul Wiener wendet sich - zusammen mit Primus Trubar - dem reformatorischem Gedankengut zu. Er predigt in seiner deutschen Muttersprache und heiratet. 1547 wird Paul Wiener verhaftet und es beginnt sein Leidensweg, der ihn wiederum nach Wien führt. 1548 wird er begnadigt, alledings mit der Bedingung, dass er nach Siebenbürgen, ins Exil gehen wolle. Er tut das und wird bald evangelischer Stadtpfarrer in Hermannstadt. 1553 wählt ihn daraufhin die Synode zum ersten evangelischen Bischof der Siebenbürger Sachsen. Sein Amt bekleidet er allerdings nur kurz, da er 1554 der Pest erliegt.
Die Lebensstationen Paul Wieners, Laibach, Wien und Hermannstadt zeigen, wie eng verbunden die unterschiedlichen Regionen - die heute in verschiedenen Nationalstaaten liegen - damals waren und wie die Frage der Reformation alle, im Positiven und Negativen, miteinander vernetzte.
Seit Herbst 2015 stellt sich mehr denn je die Frage nach der Zukunft des gegenwärtigen Europas. Durch die Flüchtlingströme aus Syrien ist die Solidarität der Staatengemeinschaft innerhalb der Europäischen Union massiv beeinträchtigt worden. Grenzen und entsprechende Kontrollen wurden wieder eingeführt. Eine gemeinsame Lösung der Herausforderung wurde zwar gesucht aber nicht akzeptiert oder nicht gefunden. Die Europäische Union entpuppte sich als eine "Schön-Wetter-Union". Die Nationalstaaten haben wieder an Bedeutung gewonnen, Großbritannien sogar den Austritt beschlossen. Das alles hat das soziale und politische Klima in Europa beeinflusst. Das betrifft nicht nur das Miteinander in der Staatengemeinschaft sondern auch die Balance der Kräfte innerhalb jeden einzelnen Staates.
Dabei reicht Europa - und das wird oft vergessen - auch jenseits der Grenzen der Union. Und dort sehen alle hilflos zu, wie etwa die Ukraine auseinandergerissen wird, wie Transnistrien nicht zur Ruhe kommt und wie die Türkei ihr Verhältnis zu Europa nicht in den Griff bekommt.
Europa ist nicht mehr die "Insel der Seeligen". Sie muss heute die Früchte der Globalisierung mit ernten, wo sie selber den Samen dazu gesäht hat. Oder geht ein Weg daran vorbei?
Auf dem Areal des Gedenkhauses des slowenischen Reformators Primus Truber in Rašica wurde das erste klare Wort des Reformationsgedenkens gesprochen und das erste siebenbürgische Apfelbäumchen gepflanzt. Als Auftakt zu seiner Pflanzung feierten die Anwesenden einen Open-Air Gottesdienst, in dessen Rahmen Liturgen aus Slowenien, Österreich und Rumänien Dienst taten. Die Predigt hielt Bischof Reinhart Guib aus Hermannstadt. Mit von der Partie waren rund 250 Teilnehmer, vor allem slowenische Evangelische, die unter Anleitung Ihrer Pfarrer hinzugekommen waren, um sich durch ihren Landsmann Paul Wiener inspirieren zu lassen. Aber auch eine kleine Delegation aus Siebenbürgen hatte den Weg, den ihr erster Bischof im 16. Jahrhundert zurückgelegt hatte, nun in umgekehrter Richtung beschritten. Dazu kamen weitere internationale Gäste wie Dr. Christoph Kling (Gustav-Adolf Werk Württemberg), Hertha Daniel (Vorsitzende des Verbandes Siebenbürger Sachsen in Deutschland), Dr. Klara Tarr Cselovsky (Präsidentin der Gemeinschaft Europäischer Kirchen in Europa), Oberkirchenrätin Gerhild Hergesell (Evangelische Kirche AB und HB Österreich). Aus Slowenien selbst nahm die Ökumene -vom päpstlichen Nuntius bis zum Mufti von Ljubljana - teil. Aus der Politik war der rumänische Botschafter, Anton Niculescu anwesend. Der Bürgermeister von Velike Lašče, zu dem auch der Ort Rašica gehört, hat nicht nur alle Teilnehmer zu einem warmen Essen geladen sondern die gesamte Infrastruktur zur Verfügung gestellt und für all die Autos auch einen neuen Parkplatz beim Eintritt ins Museumsgelände speziell hergerichtet! Nach der Pflanzung des Batull-Apfels führte der Theologe Prof. Dr. Hermann Pitters ausHermannstadt in die Biographie des Paul Wiener ein und der Soziologe Prof. Dr. Marko Kersevan aus Ljubljana in das Oberthema „Europa mit und ohne Grenzen“. In dieser Zeit war auch die Ausstellung „Reformation im Osten Europas – Siebenbürgen“, zusammengestellt vom Deutschen Kulturforum östliches Europa aus Potsdam, unter Anleitung von Dr. Stefan Cosoroaba zu besichtigen.
Dank ist Bischof Geza Filo zu sprechen, der seine organisatorische Hand über der Veranstaltung hielt.
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche A.B. in Slowenien, dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, dem Gustav-Adolf-Werk Württemberg und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa organisiert.
Die Stationen des Jahres 2016 werden von dem Freistaat Bayern, durch das "Haus des Deutschen Ostens" in München gefördert.